Die systemische Psychotherapie und Beratung geht auf die frühen Anfänge der Familientherapie Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. Sie ist daher besonders spezialisiert auf die Arbeit mit mehreren Personen, aber heute auch bei Einzelpersonen besonders gefragt.
Systemische Psychotherapie und Beratung findet viel im Gespräch statt, wobei Systemiker:innen eine durchaus aktive Rolle einnehmen. Eine typische Methode ist die des systemischen Fragens – eine Konversationstechnik, die durch gezielte Fragen vorhandene Ressourcen der Klient:innen aktiviert sowie neue Sichtweisen und Lösungen entwickelt. Oft verwenden Systemiker:innen auch Materialien wie Flipcharts, Spielfiguren oder Knöpfe für kreative Methoden, die Dinge sicht- und damit besprechbar machen. Auch laden Systemiker:innen ihre Klient:innen regelmäßig dazu ein, bestimmte Hausübungen auszuprobieren. Diese Übungen beziehen sich auf Beobachtungen, Kommunikationsweisen oder Handlungen und zielen unter anderem darauf ab, den Veränderungsprozess aus dem Therapie- bzw. Beratungsraum in den Alltag der Klient:innen zu verlegen und dadurch nachhaltig zu machen.
Neben einem Pool an spezifischen Methoden und Fragetechniken fußt die systemische Therapie und Beratung auf einem starken theoretischen Sockel (Kybernetik und Systemtheorie) und zeichnet sich durch ein klares Wertesystem aus, das jeder Methode zugrunde liegt.
So sehen Systemiker:innen Menschen immer im Kontext der Systeme, deren Teil sie sind (Familie, Gesellschaft, Arbeit, etc.). Problemförderndes Verhalten wird nicht als Fehler eines Individuums gesehen, sondern als ein sinnhafter und logischer Lösungsversuch, der eine wichtige Funktion erfüllt. Systemiker:innen interessieren sich weniger für die Anatomie von Problemen als für die Anatomie von Lösungen. Sie erforschen nicht, warum ein Problem besteht, sondern fragen, was an Stelle des Problems sein soll. Systemiker:innen empfinden sich nicht als Expert:innen für die Leben ihrer Klient:innen, sondern ausschließlich als Expert:innen für den Beratungs- oder Therapieprozess. Sie treten daher nicht direktiv autoritär auf, sondern sehen ihre Methoden und Techniken als Angebote, die die Klient:innen auch ausschlagen können. Darüber hinaus begreifen Systemiker:innen die Realität als ein Ergebnis von Beobachtungen. Viele Beobachter bringen demnach viele verschiedene Realitäten hervor. Die eine Realität, die eine Wahrheit, die eine richtige Sichtweise kann es nicht geben. Diese Überzeugung ermöglicht ein Loslassen von starren Sichtweisen. Statt in richtig und falsch zu unterscheiden, fragen Systemiker:innen: „Was ist hilfreich?“.
Die der systemischen Psychotherapie und Beratung zugrunde liegende Theorie ist so spannend wie komplex. Wenn Sie weitere Fragen dazu haben, sprechen Sie mich gerne an!